Ziel der Entwicklung
Der Winterdienst auf Flughäfen im Bereich des Vorfeldes, der Rollbahnen und der Start- und Landebahnen unterscheidet sich bezüglich der ausgebrachten Taumittel grundlegend von dem der Kommunen und Autobahnmeistereien. Deutschlandweit werden - mit Ausnahme von nur zwei Flughäfen - Kalium- und/oder Natriumformiat als Taumittel eingesetzt, also Salze der Ameisensäure. Diese werden sowohl in fester Form als Streusalz (Feuchtsalz) als auch als wässrige Lösung ausgebracht und enthalten Korrosionsinhibitoren für Stahl. Aufgrund der kleinen Molekülgröße und der chemischen Eigenschaften zeigen diese Formiate jedoch eine größere Korrosivität gegenüber beschichtetem und verzinktem Stahl sowie auch gegenüber Duplexsystemen. Diese Tatsache schlägt sich in zahlreichen Schadensfällen und Schadensbildern im Bereich der Airporttechnik, v.a. der Winterdiensttechnik, nieder.
Im Vorgängerprojekt MF160027 konnte ein sehr gutes Verfahren für den vorbeugenden temporären Korrosionsschutz von Neufahrzeugen im Airportbereich bis zu einer Nutzungsdauer von maximal 3 Jahren entwickelt werden, welche noch keine oder nur sehr geringe Korrosionsschäden aufweisen. Bisher ist jedoch noch unklar, wie eine wirksame Konservierung bei bereits länger im Einsatz befindlicher, stärker vorgeschädigter Airport-Winterdiensttechnik erfolgen kann. Hier existiert noch kein wirklich gut funktionierendes, temporäres Korrosionsschutzverfahren. So ergeben sich immer wieder größere Reklamationen und weiter voranschreitende Korrosion an bereits konservierten, vorgeschädigten Teilen. Deshalb setzt hier das vorliegende FuE-Projekt an. In diesem FuE-Projekt sollte ein temporäres Konservierungsverfahren entwickelt werden, das den weiteren Korrosionsfortschritt an älteren Gebrauchtfahrzeugen möglichst komplett stoppt und den Ist-Zustand der Winterdiensttechnik konserviert.
Vorteile und Lösungen
Folgende Teilverfahren sollten das ermöglichen:
- Wirkungsvolles Entfernen des alten temporären Korrosionsschutzes, von Salzrückständen
(Formiaten) und von massiven bis blättrigen Rostschichten sowie von unterrosteten, losen Beschichtungen
- Erzeugung korrosionsschützender, dichter Konversionsschichten auf dem Stahlsubstrat bzw. Zinküberzug durch chemische Umwandlung eines Großteils des verbliebenen Restrostes und anschließende bzw. gleichzeitige Versiegelung seiner Hohlräume und Poren
- Applikation zusätzlicher temporärer Korrosionsschutzschichten auf der Basis von Korrosionsschutzölen/-fetten/-wachsen, bituminösen Beschichtungen oder wasserverdünnbaren Acrylatdispersionen
- Regelmäßige Wiederholung dieser Maßnahmen im Abstand von 1 bis 2 Jahren, bis das Fahrzeug entweder generalüberholt oder außer Dienst gestellt wird.
Mit dem Verfahren sind folgende Werkstoffe und Korrosionsschutzvarianten zu konservieren:
- Mehrschichtig beschichteter Stahl mit kleineren und auch größerflächigen Verletzungen, Unterrostung und Delamination
- Duplexsysteme (Verzinkung + Beschichtung) mit kleineren und auch größerflächigen Verletzungen, Unterrostung und Delamination
- Galvanisch verzinkter Stahl (Zn bzw. Zn/Ni, passiviert und versiegelt), mit Weißrostbildung.
Abb. 1 zeigt überblicksmäßig die Einzelschritte des neu entwickelten Korrosionsschutzverfahrens im direkten Vergleich zum bisherigen Stand der Technik.
In vielen schwer zugänglichen Bereichen der Fahrzeuge (Unterboden, Teile des Rahmens, des Fahrwerks und der Aufbauten, Spalt- und Fügebereiche) ist eine fachgerechte, vollständige Entrostung aufgrund des komplexen Aufbaus ohne Demontage nicht möglich. Das hier zu entwickelnde Gesamtverfahren soll daher als zentralen Schritt eine nachweislich gut geeignete, wirksame Oberflächenvorbehandlung der ggf. CO₂-gestrahlten, noch mit Restrost behafteten Bereiche enthalten. Den Kern dabei bildet die Anwendung neuer, innovativer Rostumwandler, Rostgrundierungen/-versiegelungen bzw. vorzugsweise von Kombinationen daraus (neu entwickelte Kombiprodukte aus Umwandler + Versiegelung), als Spritzapplikation oder als thixotropes Gel.
Getestet wurden die temporären Unterboden-Korrosionsschutzbeschichtungssysteme mit dem im Vorgänger-Projekt MF 160027 vom IKS Dresden speziell entwickelten IKS-Airporttest, der die Formiat-Tausalzbelastung auf Flughäfen adäquat simuliert, wie ein während des Projekts durchgeführter Realtest an einem Flughafenwinterdienstfahrzeug (s. Abb. 2-3) bewies, der zu vergleichbaren Ergebnissen kam. Mit dem IKS-Airporttest können geeignete Korrosionsschutzmittel-Produktkombinationen aus Rostumwandler / Versiegelung und Deckbeschichtung identifiziert werden.
Zielgruppe und Zielmarkt
Zielmärkte:
Flughafenbetreibergesellschaften, die Nutzfahrzeuge für den Winterdienst und weitere
Bereiche auf Flächen betreiben, die mit Formiaten als Taumittel enteist werden (Vorfeld, Rollbahnen und Start- und Landebahnen), z. B. :
Winterdiensttechnik (Schneepflüge etc.)
Einsatzfahrzeuge (Transferbusse etc.)
Feuerwehr
Luftfahrtgesellschaften: bestimmte Flugzeugkomponenten z. B. Fahrwerk, Hydraulik, Sensoren
Hersteller temporärer Korrosionsschutzmittel und Konservierungsunternehmen im Flughafenbereich, die mit diesen Produkten und Verfahren einen verbesserten Korrosionsschutz aller Teile sicherstellen können
mehr Sicherheit beim Einsatz solcher temporärer Korrosionsschutzmittel
Transfer:
-Nutzung der Kontakte des Herstellers temporärer Korrosionsschutzprodukte für den Airportbereich, der das beantragte FuE-Projekt unterstützt, zur Verbreitung des entwickelten Verfahrens und zum Einsatz der neu entwickelten Produkte und Produktkombinationen bei einer Vielzahl europäischer Flughäfen und bei den wichtigsten Herstellern von Winterdiensttechnik
-Kontaktaufnahme mit den Verantwortlichen für Winterdiensttechnik verschiedener Flughäfen Kontakt, um auf den IKS-Formiat-Airporttest hinzuweisen. Durch dessen Nutzung könnte die Lebensdauer von Winterdienstfahrzeugen signifikant erhöht werden.
-Die im Vorgängerprojekt aufgebauten, guten Kontakte des IKS zu zwei namhaften Herstellern von Winterdiensttechnik für den Airportbereich werden genutzt, um Inhouse-Schulungen bei diesen Herstellern durch das IKS Dresden durchzuführen.
-Durchführung gemeinsamer Eintagesseminare des IKS Dresden mit dem o. g. speziellen Hersteller von Korrosionsschutzmitteln zur Verbreitung der Ergebnisse des FuE-Projektes
- Bewerbung des Tests auf anderen Messen und Ausstellungen für Winterdienst
-Veröffentlichung der Ergebnisse und des Verfahrens in einer Fachzeitschrift für diesen Bereich
-Vorträge auf IKS-Veranstaltungen