Ziel der Entwicklung

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Arbeitsplan zur Objektivierung des subjektiven Komfortempfinden

Polstermaterialien werden heutzutage in allen Bereichen des Lebens benötigt. Man findet sie als Bezugsmaterial auf Stühlen, Sesseln und Barhockern im Wohn- und Objektbereich, an Fitnessgeräten, auf Arztliegen oder als Sitzbezüge für PKW, Wohnmobile und Fahrzeuge aller Art. Polstermaterialien unterscheiden sich nicht nur in Form, Farbe und Struktur, sondern auch durch die Art der Herstellung und durch den Auf- beziehungsweise Unterbau. Für das Obermaterial, also den Bezugsstoff, sind der Preis, das gewünschte Aussehen und die Einsatzbedingungen entscheidend. Um den hohen Erwartungen an die Bezugsstoffe gerecht werden zu können, müssen die Leder, Kunstleder und Textilien unter anderem robust, unempfindlich, pflegeleicht, hautverträglich, scheuerbeständig, lichtecht, reibecht und optisch sowie haptisch ansprechend sein. Gegenwärtig legen Automobilhersteller und Kunden immer größeren Wert auf den Komfort beim Sitzen. Die eingesetzten Materialien sollen ein hochwertiges Image vermitteln und sich angenehm anfühlen. Allerdings ist die Produktentwicklung der Polstermaterialien heutzutage nur äußerst ineffektiv nach dem Trial- and-Error-Verfahren möglich, denn zur Zeit existiert weltweit kein Prüf- und Bewertungsverfahren, mit dem rationell und praxisnah der Komfort von Polstermaterialien bewertet werden kann.
Ziel des Projektes war deshalb die Entwicklung einer geeigneten Prüfmethode zur haptischen Beurteilung von Polstermaterialien. Dazu sollten Messmethoden aus bereits abgeschlossenen Projekten genutzt und an einem großen Umfang an unterschiedlichen, praxisnahen Polstermaterialien gespiegelt werden. Mittels Probandenstudien (Leder/Kunstlederstudie/Textilstudie) wurden Daten erzeugt, die für Korrelationsanalysen verwendet wurden. Damit war es dann möglich, ein Prognosemodell zur Ermittlung des Komfortempfindens zu erstellen und für die Materialien einen sogenannten haptischen Fingerabdruck zu erzeugen. Die Ergebnisse des Projektes wurden genutzt, um eine Messvorschrift zu erstellen, die für alle Polstermaterialien anwendbar ist.

Vorteile und Lösungen

Die Ermittlung der humanen Beurteilungen erfolgte durch den Einsatz wissenschaftlicher Methoden aus dem Bereich der empirischen Sozialforschung, der Sensorik und der Produktforschung. Demgegenüber stand die messtechnische Erfassung zu erarbeitender Kenngrößen und Einstellungsparameter mit teilweise hochauflösender Datenerfassung bei definiert abgestuftem Eigenschaftsprofil der Materialien. Die Prüfvorschrift kann zur Bestimmung und Prognose der Haptik von Polstermaterialien eingesetzt werden, um Anforderungen und Eigenschaften zugekaufter (Teil-)Produkte in der kompletten Zulieferungskette zu kommunizieren.
Die Untersuchungen zum Komfortempfinden im Automobilinnenraum und an Polstermaterialien unterliegen einem stetigen Wachstum. Deshalb war es wichtig, ein Bewertungs- und Prüfsystem zu entwickeln, welches eine systematische Optimierung der Bezugsmaterialien ermöglicht. Außer der Automobilindustrie wird ebenso die Polstermöbelindustrie von diesem Prüfsystem profitieren.

Zielgruppe und Zielmarkt

Die verschiedenen Industriezweige können sich durch ein objektives Prüfverfahren langwierige und teure Probandenstudien im Entwicklungsstadium sparen und Produkte auf den Markt bringen, die einen „guten haptischen Komfort“ für den Endverbraucher bieten, dessen Kauf- beziehungsweise Wiederkaufentscheidung positiv beeinflussen und das Problem von Reklamationen minimieren. Somit können Kosten auf der Seite der Industrie, wie auch auf der Endverbraucherseite eingespart werden.
Das enorme Potential der Prüfmethode zeigt sich am großen Interesse der Industrie. In regelmäßigen Abständen erreichen das FILK Anfragen von Materialherstellern, der Automobilindustrie sowie der Textilindustrie zur Bewertung des Komforts. Beispiele sind Lenkräder, hochwertige, neuartige Polstermaterialien (zum Beispiel aus Wolle), die Klassifizierung von Textilien und Teile des Automobilinnenraums. Die Palette ließe sich erweitern auf textile und papierartige Produkte der Kosmetikindustrie (Pads, Toilettenpapier) sowie alle Produkte, die in der Hand gehalten werden.