Ziel der Entwicklung
In der Vergangenheit waren die Bierflaschen auf wenige Typen (rund zehn Stück) begrenzt, sodass die Sortierung von leeren Flaschen und Kästen, die vom Verbraucher zurückgegeben wurden, relativ einfach (meist manuell in der Abfülllinie) erfolgen konnte. Heute kann man aber davon ausgehen, dass schon mindestens 60 verschiedene Mehrweg-Bierflaschen am Markt vorhanden sind, Tendenz steigend.
Der Sortieraufwand ist also mittlerweile so stark angestiegen, weshalb es teilweise dazu führt, dass die Anlagenwirkungsgrade der gesamten Abfüllung rapide sinken. Bei Weiterführung der manuellen Sortierung bedarf es einer Vielzahl von Mitarbeitern. Aufgrund der enormen Komplexität, der hohen körperlichen Belastung und den steigenden Personalkosten ist ein Trend hin zu automatischen Systemen zu verzeichnen.
Im Rahmen dieses Forschungsprojektes sollen technische Komponenten und Verfahren, die für eine brancheneinheitliche Flaschenkennzeichnung und Flaschenerkennung genutzt werden können, entwickelt und erprobt werden. Das mittelfristige Ziel ist die Erhöhung der Unterscheidbarkeit der Flaschentypen mittels verlässlicher, maschinenlesbarer Kennzeichnung für die kamerabasierte Leerguterkennung und Flascheninspektion.
Vorteile und Lösungen
Als Ergebnis wurden Erkenntnisse und Lösungen zu den wichtigen Komponenten für ein Erkennungssystem – welches auf einer Markierung der Flaschen beruht – generiert, überprüft und entwickelt. Zudem wurde die technische Machbarkeit einzelner Komponenten überprüft und auf Praxistauglichkeit erprobt.
Das generierte Wissen kann später idealerweise auch für die Entwicklung eines kompletten Systems zur Erkennung von Mehrwegflaschen innerhalb der Wertschöpfungskette genutzt werden.
Im Einzelnen sind dies: Eine Markierung/Codierung, die auf eine Glasflasche aufgebracht werden kann, ein dazugehöriger Nummernkreis, Definition von möglichen Stellen auf den jeweiligen Flaschentypen zur Platzierung der Markierung (Handlungsempfehlung für Behälterglasproduzenten), ein mögliches Verfahren zum Aufbringen der Markierungen (per Laser oder UV), ein Teststand zur Überprüfung der Qualität (Lesbarkeit) der Markierungen und die dazu erforderlichen Bewertungskriterien sowie ein mögliches Prinzip zur Erkennung der Markierungen auf den Flaschen im Kasten.
Zielgruppe und Zielmarkt
Die Hauptapplikation ist die Leergutsortierung in der Getränkeindustrie (Brauereien, Mineralbrunnen, Abfüller von Erfrischungsgetränken). Über die standardisierte Markierung soll es allen Unternehmen gleichermaßen möglich sein, spezifische Anwendungen zu entwickeln. Dabei kann die Markierung sowohl für die Erkennung der Flaschen im Kasten als auch für die Erkennung von ausgepackten Flaschen verwendet werden. Insbesondere bei der Verlagerung der Flaschensortierung hin zum Getränkefachgroßhandel würde sich der Zielmarkt auch für diese Applikation um diese Gruppe erweitern.
Eine weitere Applikation wäre die Nutzung der Markierung zur Erkennung der Flaschentypen im Leergutrücknahmeautomaten. Hier könnten die Automatenhersteller, die zu den mittelständischen Unternehmen zählen, gegebenfalss auf das System zurückgreifen.
Letztendlich könnte die Markierung der Flaschen auch für Einwegglasflaschen genutzt werden. Diese könnte dann als Anwendung zum Plagiatsschutz genutzt werden (beispielsweise für hochwertige Markenspirituosen oder Weine).
Von Seiten der VLB sind verschiedene, anschließende Entwicklungen denkbar. Es besteht die Idee, das System selbst bis zur Marktreife fertig zu entwickeln. Dazu ist geplant, nach erfolgreichem Projektabschluss einen Antrag im Rahmen des Förderprogramms INNO-KOM (MF) oder des Zentralen Innovationsprogramms für den Mittelstand (mit Industriebeteiligung in Form eines ZIM Kooperationsprojekts) zu stellen. Alternativ besteht die Option, die Weiterentwicklung des Systems durch Industriebetriebe, die im Bereich der Flaschenerkennung tätig sind, durchzuführen. Dazu würde die VLB entsprechende Verträge zur Nutzung der Ergebnisse abschließen. Zudem können die Ergebnisse zur Gestaltung der Markierung auch in die deutsche Normierungsarbeit, zum Beispiel beim DIN in den Normenausschuss Verpackung (NAVp) eingebrachte werden, um eine DIN zur Flaschentyp-Kennzeichnung zu erarbeiten.