Ziel der Entwicklung
Die in der Druckbranche zur Verfügung stehenden Farbprofile sind für den Offsetdruck auf Faltschachtelkarton nur bedingt geeignet. Besonders im Zusammendruck kommt es zu deutlichen Abweichungen zu standardisierten Vorgaben des (konventionellen) Offsetdrucks auf Akzidenzdruckpapier. Angestrebt wurde im Projekt die Angleichung der Druckergebnisse auf Faltschachtelkarton an die Qualitätsvorgaben der ISO12647-2 „Graphic technology -Process control for the production of halftone colour separations, proof and production prints - Part 2: Offset lithographic processes“. Um über die Auswahl und Anwendung dieser Profile in der Praxis entscheiden zu können, soll ein Schnelltest für die Bedruckstoffe entwickelt werden. Dieser Test soll auf der Basis von verfügbaren Informationen zum Beispiel Technisches Datenblatt oder – in Form einer Eingangskontrolle in der Druckerei – mit unkompliziert messbaren Größen am Bedruckstoff erfolgen, ohne dass ein Andruck auf einer Offsetdruckmaschine nötig ist. Betrachtet werden sollen dafür gestrichene Faltschachtelkartons zwischen 150 und 500 g/m², matt bis glänzend (zirka 20 bis 80 GP).
Vorteile und Lösungen
Der Einsatz von speziellen Profilen ermöglicht eine Qualitätssteigerung und bessere Reproduzierbarkeit im Verpackungsdruckprozess. Nicht bei allen Farb-Karton-Kombinationen wird ein separates Profil benötigt. Um eine Entscheidung herbeizuführen, ob ein speziell auf Karton angepasstes Profil genutzt werden sollte, konnte eine Verfahrensweise, die von den Anwendern mittels einfacher Mestechnik durchführbar ist, entwickelt werden.
Zielgruppe und Zielmarkt
Mit dem Handbuch ProzessStandard Offsetdruck, der ISO 12647 und dem MedienStandard Druck stehen den Druckereien die Informationen für eine farbsichere und zugleich wirtschaftliche Druckproduktion im konventionellen Offsetdruck seit langem zur Verfügung. Der Standard kann von allen Druckunternehmen sowohl für die interne Arbeit als auch zur Darstellung des Qualitätsniveaus nach außen in Form einer Zertifizierung verwendet werden. Die dort formulierten Vorgaben beziehen sich auf definierte Substratgruppen. Keine davon ist geeignet, den Bereich der Faltschachtelkartons abzudecken. Damit sind Abweichungen im visuellen Erscheinungsbild der gedruckten Verpackungen unvermeidbar. Es besteht seitens der Faltschachteldrucker ein Interesse an geeigneten Vorgaben und Qualitätskriterien für die eingesetzten Bedruckstoffe. Standardisierung ist ein wichtiger Faktor für die Produktionssicherheit, und ihre richtige Anwendung bedeutet, dass die erreichten Ergebnisse vorhersagbar und nicht abhängig von Ort und Zeit beziehungsweise verwendeter Technik und handelnden Personen sind. Die Druckereien werden auf diese Weise vor überzogenen Forderungen von Auftraggebern geschützt, die Druckprodukte mit Spezifikationen ordern, die im Produktionsprozess nicht erfüllbar sind. Um dieses zu vermeiden, sind klare Vorgaben und Zielgrößen erforderlich, die auch als Kommunikationsgrundlage zwischen den Vertragspartnern dienen können. Insgesamt können die Projektergebnisse zur Erweiterung und Ergänzung von ProzessStandard Offsetdruck/ISO 12647-2 genutzt werden und tragen dazu bei, die Akzeptanz des Standards zu erhöhen. Damit soll weiteren Druckunternehmen ermöglicht werden, den PSO anzuwenden und als Grundlage zur Qualitätssicherung einzusetzen. Die Projektergebnisse bieten unabhängigen Institutionen, Beratern und Dienstleistern sowie Lieferanten von Maschinen, Vorstufensystemen und Druckfarben die Möglichkeit, ihre Serviceangebote darauf abzustimmen. Sie können die Projektergebnisse, die in der Branche veröffentlicht werden, direkt in ihre Beratungen und Schulungen einfließen lassen. Dies gilt auch für das SID selbst, das sein Dienstleistungsangebot damit erweitern und vertiefen kann. Entsprechend der Statistik des Bundesverbandes Druck und Medien e.V. (Jahresbericht 2021/22) existieren allein in Deutschland zirka 7.082 Offsetdruckereien. Mehr als 80 Prozent von Ihnen haben weniger als 20 Mitarbeiter. Diese kleinen Unternehmen sind darauf angewiesen, technologische Neuerungen und Weiterentwicklungen vom Markt aufzunehmen, da sie selbst keinerlei FuE-Kapazität haben. Es wird angestrebt, dass jährlich mindestens zehn Druckereien in Deutschland die neu erarbeiteten Ausgabeprofile einführen beziehungsweise auf der Basis der Projektergebnisse eigene Lösungen zum Colour Management etablieren. Dabei können sie entweder durch externe Dienstleister unterstützt werden oder die Einführung selbstständig vornehmen. Darüber hinaus wird durch die Anpassung der Standardvorgaben eine Zertifizierung nach PSO/ISO12647-2 für Verpackungsdruckereien wesentlich attraktiver, was zusätzliche Umsätze bei den Anbietern von Konformitätsprüfungen bewirkt. Es wird mit Einnahmen aus den zusätzlichen Beratungs- und Schulungsleistungen durch das SID auf durchschnittlich zirka 25.000 € pro Jahr also 125.000 € in fünf Jahren gerechnet.