Ziel der Entwicklung
Die Möglichkeit die Funktion des menschlichen Ohres zu überprüfen kann auf vielfältige Weise erfolgen. Das einfachste Verfahren hierzu ist das Befragen des Probanden - doch wie sieht es bei Neugeborenen aus? Unser Ohr ist im Prinzip ein nichtlinearer Verstärker, dessen Verstärkung bei höheren Lautstärken geringer wird. Das führt im Ohr zu Verzerrungen und somit zur Erzeugung von neuen Tönen. Dieses Phänomen kann sogar durch einen mathematischen Zusammenhang beschrieben werden. Weiterhin sind die im Ohr entstandenen Töne außerhalb des Ohres mit Audiometern messbar. Durch eine gezielte Reizung des Gehörs wird im Ohr eine definierte Antwort hervorgerufen und zum erweiterten Screening von Neugeborenen eingesetzt. Seit 2005 ist dieses Screening eine Leistung der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV). Die Genauigkeit und Sicherung der Aussage des Messergebnisses sind jedoch immer vom Probanden/Patienten abhängig, was im Besonderen bisher eine unsichere Größe bei der Entwicklung von Audiometern darstellte. Mittels eines Simulators, der auf die äußeren akustischen Reize mit synthetisierten Antworten wiederum akustische Signale zurücksendet, soll diese Hürde in Zukunft überwunden werden. Mit dem Simulator steht der Entwicklung ein Ersatzohr mit gleichbleibenden akustischen Eigenschaften zur Verfügung, das mit einem menschlichen Ohr nicht erzielbar sind. Der Simulator kann sowohl im Bereich der DP-OAE (Verzerrungsprodukte des Ohres) als auch der TE-OAE (Reaktion des Ohres auf einen Klick als Reiz) verwendet werden. Weiterhin kann mit dem Simulator der gesetzlichen Forderung nach dem MPG Rechnung getragen werden, bei dem ein Medizinprodukt, zu dem auch Audiometer zählen, eine objektive Messung garantieren müssen. Der OAE-Simulator bietet im Rahmen der Medizinisch-Technischen-Kontrolle (MTK) die Grundlage für diese Objektivität.
Vorteile und Lösungen
Die Kundengruppen sind vielfältig. Für Hersteller von Audiometern ist der Simulator eine sehr gute Ergänzung zur Sicherung der Qualität/ Ergebnis der Hörprüfung. Mit der Simulation sind verschiedene Ratings einstellbar wie a) gesundes Ohr mit Antworten b) keine Antwort eines tauben Ohres und weiterhin können in die Antwort spontane Reaktionen SS-OAE und Artefakte optional aktiviert werden. Diese Möglichkeiten gab es bisher nicht.
Der medizinische Faktor liegt bei der wesentlich erhöhten Sicherheit der Testergebnisse der Hörprüfungen an den Patienten/ Probanden. Zusätzlich stellt der Simulator für das medizinisch-technische Personal in Praxen und Krankenhäusern eine sofortige Funktionsprüfung vor Ort zur Verfügung. „Funktionsstörungen“ können vielfältiger Natur sein und beispielsweise durch einen falschen Sitz oder verklebte Sonde (Cerumen) oder auch das Audiometer selbst hervorgerufen worden sein. Die Funktionskontrolle vor Ort hilft hier schnell die eigentliche Ursache aufzufinden und meist gleich vor Ort zu beheben.
Zielgruppe und Zielmarkt
Der Simulator für otoakustische Emissionen (OAE) bringt einen Neuheitswert mit. Den Herstellern von Audiometern stand diese technische Lösung bisher nicht zur Verfügung und bildet eine Kundengruppe. Der größte Kundenkreis ist jedoch die Nutzergruppe von Audiometern (Gerätegruppe mit der Nutzung von OAEs). Die Sicherstellung von objektiven Messungen wird durch das Medizinproduktegesetz (MPG) geregelt und ist bindend für Medizingeräte bzw. dessen Zulassung. Erst mit dem OAE-Simulator ist diese objektive Messung mit OAE-Audiometern überprüfbar. Der Einsatz des Simulators müsste so auch immer bei der regelmäßigen MTK, alle ein bis zwei Jahre, zum Einsatz kommen.
Für die weitere Forschungstätigkeit des Institutes wurden weitere Erkenntnisse im Bereich der Akustik gesammelt. Diese werden in neue Materialien einfließen können wie beispielsweise in akustische Dämmstoffe. Im Bereich der Medizinprodukte wurden Erfahrungen gesammelt hinsichtlich Zulassungsvoraussetzungen, welche dadurch weitere Möglichkeiten zur Bearbeitung neuer Projekte in diesem Bereich bieten.