Ziel der Entwicklung
Durch physikalische Anregungen (Erschütterungen, Vibrationen, Druck) beispielsweise während des Fahrens, kommt es an vielen möglichen Kontaktstellen im Fahrzeuginnenraum zu Relativbewegungen der flächigen Werkstoffpaarungen zueinander. Dabei kann ein periodischer Wechsel von Haften und Gleiten (Ruckgleiten oder Stick-Slip-Effekt) stattfinden. Die im Rahmen der Reibvorgänge dissipierte Energie kann die Abstrahlung akustischer Wellen bewirken, die sowohl direkt über Materialschwingungen als auch indirekt über Resonanzschwingungen angeregter Bauteile als Geräusche wahrgenommen und in der Regel als störend empfunden werden.
Aus diesen Gründen sind die Automobilhersteller beziehungsweise deren Zulieferer in manchen Fällen gezwungen, Gleitlacke mit geräuschdämpfender Wirkung einzusetzen. Diese Produkte bilden Filme auf der Oberfläche der Werkstoffe, die eine gleichförmige Relativbewegung (Gleiten) bei niedrigen Geschwindigkeiten gewährleisten.
Das Forschungsvorhaben hatte daher das Ziel, die wichtigsten Gleitlacke, die im Kraftfahrzeuginnenraum zur Geräusch-Dämpfung und -Vermeidung eingesetzt werden, zu erfassen, ausführlich zu untersuchen und zu bewerten. Auf der Grundlage der Erkenntnisse sollte ein Verfahren entwickelt werden, das erlaubt, die Eignung von Gleitlacken für bestimmte Einsatzbereiche im Fahrzeuginnenraum zuverlässig und reproduzierbar festzustellen. Das Verfahren sollte die anzuwendende systematische Untersuchung beschreiben und festlegen, welche Anforderungen zu erfüllen und welche Prüfverfahren zur Kontrolle derselben einzusetzen sind.
Vorteile und Lösungen
Die durchgeführte Forschungsarbeit führte zu neuen Erkenntnissen in Bezug auf die Oberflächeneigenschaften der untersuchten Materialien und Gleitlacke. Es konnte erarbeitet werden, welche Merkmale der Werkstoffe durch die Beschichtung verändert werden können und in welchem Ausmaß. Im Rahmen der Gebrauchs- und Alterungssimulationen konnten wichtige Erfahrungen bezüglich der sinnvollerweise anzuwendenden Bedingungen erzielt werden.
Das entwickelte Verfahren ermöglicht es, die Eignung eines Anti-Knarz-Lackes für die Beschichtung eines bestimmten Werkstoffes festzustellen. Dadurch können die Produktentwicklung beschleunigt und Reklamationen durch Anwendung ungeeigneter Lacke vorgebeugt werden.
Zielgruppe und Zielmarkt
Zu den Zielgruppen zählen in erster Reihe die Kraftfahrzeuge herstellenden Betriebe und entsprechende Zulieferer. Von Interesse ist das Verfahren ebenfalls für die Hersteller von Schmierstoffen und Gleitlacken, besonders im Hinblick auf die Markteinführung neuer Produkte. Durch eine Reduzierung der Reklamationszahl aufgrund des Verfahrens können auch Möbelhersteller profitieren.
Kraftfahrzeuge herstellende Betriebe und entsprechende Zulieferer sind als Zielmarkt zu betrachten. Das Verfahren ermöglicht, durch eine gesicherte Auswahl der Gleitlacke Produktionskosten zu sparen. Auswirken soll sich die Anwendung des Auswahlverfahrens auf die Reduzierung beziehungsweise Vermeidung von Reklamationsfällen im Zusammenhang mit dem Auftreten von Störgeräuschen im Fahrzeuginnenraum.
In der Möbelherstellung liegt eine ähnliche Situation vor. Auch in diesem Bereich stellen Knarren und Quietschen der Polstermöbelbezüge einen wichtigen Reklamationsgrund dar, den es zu vermeiden gilt. Von Konsumenten als unangenehm empfundene Störgeräusche treten auch bei vielen anderen Produkten auf (Schuhe, Taschen, Sattel). Das entwickelte Verfahren soll daher auch in den entsprechenden Industriezweigen helfen, Reklamationen zu vermeiden und Kosten zu minimieren.
Hersteller von Schmierstoffen beziehungsweise Gleitlacken können das Verfahren als Hilfsmittel in der Entwicklung neuer Produkte in Anspruch nehmen. Durch die systematische Untersuchung der im Verfahren festgelegten Parameter wird eine Kontrolle der Eignung des Gleitlackes für den Einsatz möglich. Dadurch kann die Effektivität der Entwicklungsarbeit wesentlich gesteigert werden.
Die im Rahmen der Forschungsarbeit gewonnenen Erkenntnisse werden sowohl im Bereich der Forschung als auch in jenem der Dienstleistung des Projektbearbeiters Verwendung finden. So erweitert das Verfahren im Bereich der Materialcharakterisierung das Dienstleistungsangebot. Durch den Zugewinn an technologischer Kompetenz wird eine Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit und der Marktposition des FILK erwartet.