Ziel der Entwicklung
Die Verwendung von Gerbstoffen aus Pflanzen als alleinige Vorgerbung stellt eine ausgezeichnete Möglichkeit dar, die Anforderungen an Nachhaltigkeit und Ökologie bei der Lederherstellung zu erfüllen. Dies gilt vor allem im Hinblick auf die Rohstoffquellen, die Abbaubarkeit der Abfälle (insbesondere Falzabfälle) und die Belastung der Abwässer.
In den letzten Jahren wurde eine neue Gruppe sekundärer Pflanzeninhaltsstoffe, die Iridoide bzw. Secoiridoide für die Verwendung als Gerbstoff entdeckt. Bekanntester Vertreter ist das Oleuropein aus Olivenblättern. Die Secoiridoide zeichnen sich gegenüber konventionellen Pflanzengerbstoffen dadurch aus, dass sie in der Lage sind, kovalente Quervernetzungen im Kollagen zu induzieren. Der Reaktionsmechanismus ist dabei ähnlich dem des Glutaraldehyds. Diese Substanzen bieten die Chance, die bekannten Nachteile konventioneller vegetabiler Gerbungen wie lange Prozesszeiten oder schwache Wechselwirkungen zu überwinden.
Im Projekt sollte ein Gerbverfahren zur Herstellung von Ledern auf Basis einer rein pflanzlichen Vorgerbung mit Gerbstoffen aus Liguster entwickelt werden.
Vorteile und Lösungen
Im Projekt sollte ein Gerbverfahren zur Herstellung von Ledern auf Basis einer rein pflanzlichen Vorgerbung mit Gerbstoffen aus einheimischem Liguster entwickelt werden. Nachdem in einem Vorlaufforschungsprojekt gezeigt werden konnte, dass mit Extrakten aus Ligusterblättern kovalente Quervernetzungen in kollagenem Material erzeugt werden können, wurden diese Erkenntnisse aus Screeningversuchen bis zur Herstellung von Ledern weiterentwickelt. Die Arbeiten umfassten die Optimierung der Extraktherstellung, die Entwicklung geeigneter Vorgerbtechnologien und die Herstellung von Ledern mit der Kombination von Ligustervorgerbung und geeigneten Nasszurichtungstechnologien. Bei der Optimierung der Vorgerbtechnologie wurde besonderes Augenmerk auf Konzentration und Prozesszeit gelegt, um eine möglichst gleichmäßige Durchgerbung in praktikablen Prozesszeiten zu erreichen.
Es wurden sowohl aus Ligusterblattextrakt als auch aus fein gemahlenen Ligusterblättern Leder mit sehr guten Materialeigenschaften hergestellt. Durch die Gerbung mit fein gemahlenen Blättern konnte die Zugfestigkeit gegenüber der Gerbung mit Ligusterblattextrakt oder Glutaraldehyd verbessert werden. Durch die Möglichkeit der Verwendung fein gemahlener Blätter könnte die Extraktion der Gerbstoffe eingespart werden, was erhebliche ökonomische und ökologische Vorteile mit sich bringen würde.
Zielgruppe und Zielmarkt
Im Automobilbereich werden bei der Innenausstattung hauptsächlich chromfrei gegerbte Leder eingesetzt, da chromgegerbte Leder den hohen Temperaturbelastungen und wechselnden Klimata im Autoinnenraum nicht standhalten. Die dominierende Menge des Leders wird dabei mit Glutaraldehyd gegerbt (wet white). Es existieren andere Gerbstoffe zur Herstellung von wet white auf Basis von komplexierten Isocyanaten oder Carbodiimiden, die aber nur eine marginale Rolle spielen.
Wichtige Strategieelemente sind dabei Qualität, Innovation und Prozesseffizienz. Ein zentrales Argument ist dabei die Nachhaltigkeit der Lederproduktion. Deutsche Lederhersteller sind europa- und weltweit Vorreiter bei nachhaltiger Unternehmensentwicklung, insbesondere was die ökologische Dimension betrifft.
Die Weiterentwicklung ökologischer Technologien zur Lederherstellung sowie eine verstärkte Investition in den Umweltschutz stehen sowohl für den Verband der deutschen Lederindustrie als auch für die europäische Dachorganisation an vorderer Stelle.